Selten hat es einen eindeutigeren Wunsch aus der Bevölkerung gegeben: 99 Prozent aller befragten Bürger sprechen sich derzeit für eine Digitalisierung der Schulen aus – zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom. Ähnlich klar sprechen sich die Befragten auch für einen erhöhten Schutz persönlicher Daten (96%) sowie die Digitalisierung der Verwaltung (87%) aus.
Was dies alles mit der Investitionsbereitschaft von KMUs zu tun hat? Mehr, als man zunächst denken mag: Gesellschaft und Wirtschaft sollten gemeinsam agieren, wenn erfolgreiche, weil nachhaltige Modernisierung betrieben werden soll – und die aktuellen Umfrageergebnisse sprechen eine deutliche Sprache, in welche Richtung sich die Bevölkerung entwickeln möchte.
Investitionsbereitschaft in Digitalkompetenzen so niedrig wie zuletzt 2018
So eindeutig die Digitalisierung von Verwaltung und öffentlichen Einrichtungen sozial auch gewünscht ist, so zögerlich verhalten sich aktuell die Unternehmen selbst: 51% der kleinen und mittelständischen Unternehmen (20 bis 499 Beschäftigte) bezeichnen sich selbst als Digitalisierungsnachzügler. Auffällig ist dabei, dass die Investitionsbereitschaft sogar auf ein Vor-Corona-Niveau fiel – wie zuletzt 2018 gaben nur 60% der Unternehmer an, aktiv Investitionen im Bereich Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zugunsten einer digitalen Arbeitswelt zu tätigen; 2020 war dies noch bei 72% der Befragten der Fall.
Es stellt sich somit die Frage, wie nachhaltig der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub letztlich ist. Während der Trend zur wenigstens partiell ausgeübten Homeoffice-Tätigkeit weiter anhält, scheint sich seine Wirkung in den anderen Bereichen der Wirtschaft bereits wieder zu verflüchtigen.
Auch ohne Corona-Krise: altbekannte Digitalisierungshürden so weit das Auge reicht
Auch wenn es den KMUs finanziell derzeit erstaunlich gut zu gehen scheint (wir berichteten), so blieben die Gründe für eine weitere Aufschiebung von Digitalisierungsmaßnahmen ganz die Alten: 70% gaben den hohen Investitionsbedarf sowie personellen Ressourcenmangel als primären Digitalisierungskiller an, während zusätzlich bei 67% der Befragten noch keine ausreichenden Standards auszumachen sind. Auch die gesteigerten Anforderungen an IT-Sicherheit (60%) und die notwendige Datenverlust-Prävention (59%) spielen eine Rolle.
Im Bestfall setzt die Wirtschaft Impulse, die sich positiv auf Alltag und Lebensqualität der Bevölkerung auswirken. Doch wenn dies derzeit schon nur bedingt der Fall ist, so sollte wenigstens doch nicht der Moment verpasst werden, die eigene Ausrichtung mitsamt der derzeitigen Geschäftsmodelle weiter an der Gesellschaft auszurichten – oder anders ausgedrückt: Wer alleine keine Akzente setzen kann, muss bestehenden Trends wenigstens zu folgen bereit sein.
Hoffen wir, dass der ungebrochene gesellschaftliche Wille zur Digitalisierung bei unternehmerischen Entscheidern und Vorständen nicht ungehört verhallt.
Quellen:
https://logistik-heute.de/news/coronapandemie-mittelstand-nutzt-digitalisierungsschub-nicht.html
https://www.zeit.de/news/2021-09/09/mehrheit-der-buerger-fordert-umsetzung-von-digital-projekten