Das Befinden des unternehmerischen Mittelstands ist traditionell einer der besten Indikatoren dafür, den aktuellen wirtschaftlichen Zustand eines Landes zu beurteilen. Und es ist daher auch wenig überraschend, wenn dessen Bedürfnisse im Grunde die Bedürfnisse fast aller Beteiligten abbilden. Da in Bayern in rund zwei Wochen gewählt wird, ist es nachvollziehbar, dass Wirtschaftsverbände zur Zeit verstärkt den Kontakt zur Politik suchen, um ihren Anliegen entsprechend Nachdruck zu verleihen. So haben zuletzt unter anderem der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), der Handelsverband Bayern und die IHK ihre Forderungen formuliert.
Schlechte Gewohnheiten: Die Defizit-Dauerbrenner haben weiterhin Konjunktur
Was genau wird nun vom Mittelstand ganz besonders eingefordert? So viel ist klar: Die Probleme der letzten Jahre haben weiterhin Bestand – und so wurden insbesonders diese drei „Klassiker“ genannt: Energiewende, Fachkräftemangel, Digitalisierung.
Energiewende
Das Gelingen der Energiewende ist vor dem aktuellen weltpolitischen Geschehen natürlich so wichtig wie nie geworden. Die Industrie braucht günstigen Strom, um Standorte weiterhin garantieren zu können – ganz zu schweigen von der Ansiedlung neuer Player und weiteren Expansionsfantasien. Doch der Ausbau von Netzen und Speichern geht nur schleppend und vor allem nicht synchronisiert voran. Schuld daran sind Schutzgüterkonflikte, aber auch die generell nur mangelhafte Akzeptanz in der Bevölkerung. Gefordert werden daher regional umsetzbare Speicherlösungen, eine Vereinfachung der Genehmigungsprozesse sowie mehr politische Rückendeckung für Pilotprojekte.
Fachkräftemangel
Im Bereich des Fachkräfemangels wird der qualitative wie quantitative Ausbau einer flächendeckenden und kostengünstigen Kinderbetreuung gefordert. Nur so könne die Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen gelingen, die als eines der Schlüsselelemente gilt, um den grassierenden Fachkräftemangel abzuschwächen.
Weiterhin ist eine Beschleunigung der anerkennungs- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren vonnöten, um zugewanderte Fachkräfte aus dem Ausland schneller und effizienter in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Zuletzt darf selbstverständlich auch die Weiterbildung der aktiven Arbeitnehmer nicht zu kurz kommen: Es gilt, qualifizierte staatlich zur Verfügung gestellte digitale Lernangebote zu initiieren, um die Mitarbeiter von heute für die Aufgaben von morgen zu befähigen.
Fehlende digitalisierte Verwaltung
Das dritte „Dauerthema“ betrifft die deutschen Verwaltungen: Noch immer arbeiten dort zu wenige Mitarbeiter mit zu alten Mitteln. Neben einer generellen Personalaufstockung, fordert die IHK insbesonders transparentere Verwaltungsverfahren und planbare, realistische Zeithorizonte. Digitale Verwaltungslösungen würden Abhilfe schaffen, werden aber noch immer zu langsam implementiert. Und wenn sie implementiert werden, so die Kritik weiter, dann zumeist aus behördlichem Betrachtungswinkel, welcher aus unternehmerischer Sicht nicht selten mehr Probleme schafft, als er zu lösen vorgibt. Zudem haben viele Bundesländer ganz eigene Verfahren, was Prozesse noch zusätzlich verlangsamt und zu genereller Unübersichtlichkeit führt.
Helfen, so die Experten, könnte diesbezüglich die Einführung eines Digitalbudgets, eine klarere Regelung von behördlichen Zuständigkeiten, eine unkomplizierte Implementierung von Förderprogrammen sowie der Aufbau einer Infrastruktur für die Entwicklung von Schlüsseltechnologien.
Quelle:
https://www.mittelstandinbayern.de/was-die-bayerische-wirtschaft-von-der-politik-fordert/