Der „gefühlte“ deutsche Datenschutz: Eine Wortkreation von Tessa Wolf, ihres Zeichens Senior Director bei AstraZeneca Deutschland. Was sie damit meint? „Wir wissen aus Umfragen, dass eine Mehrheit [der Deutschen] keine Probleme damit hat, anonymisierte Gesundheitsdaten zu teilen. Aber wenn es hart auf hart kommt, sieht die Welt schon anders aus.“ Befürchtungen gibt es viele, doch alle kreisen im Grunde um die korrekte Anwendung der DSGVO: „Menschen befürchten, dass andere von möglichen Krankheitsrisiken erfahren und dann zum Beispiel Versicherungen teurer werden“, so Wolf weiter.
Das heißt im Klartext: Wenn alle Anforderungen und Regularien der DSGVO korrekt zum Einsatz kommen, sind auch diese Ängste unbegründet, da anonymisierte Daten eben keine personenbezogenen Daten mehr darstellen und Versicherungen einer statistischen Entität schlecht die Prämie erhöhen kann.
Projekt „HealthDataDive“: Rahmenbedingungen für DSGVO-konforme Gesundheitsdatennutzung
Ein Team aus rund 50 Mitarbeitern von AstraZeneca Deutschland sowie der Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen (GWQ ServicePlus AG) hat deshalb das Projekt „HealthDataDive“ gestartet, dass beweisen soll, dass gemeinsam entwickelte Analysemodelle eine Verbesserung in der gesundheitlichen Versorgung von Menschen erzielen kann. Getestet wurden diese Modelle zunächst im Bereich der Asthma- sowie Leukämieprävention. Dafür wurden Studien- und Krankenkassen-Daten mit Hilfe von Data Science, Machine Learning und Künstlicher Intelligenz (KI) bearbeitet. Ziel ist letztlich die Übertragbarkeit auch auf andere Gesundheitsbereiche. Selbstredend wurde ausschließlich mit anonymisierten Daten gearbeitet und alle verwendeten Daten verblieben auf den Servern der jeweiligen Partner innerhalb einer gesicherten und datenschutzzertifizierten Analyseumgebung.
Skepsis und Investitionsunwille: Deutschland EU-weit mit großem Aufholbedarf
Die oben erwähnte Skepsis innerhalb der Bevölkerung ließe sich durch Aufklärung und eine transparentere Darstellung der DSGVO nach außen sicherlich abmildern. Problematischer ist dagegen schon der hiesige fehlende Wille zu bedeutsamen Investitionen. Dabei zeigen Studien deutlich, wie unzureichend wir im europäischen Vergleich mit unseren Gesundheitsdaten umgehen und wie viel Gesundheitsprävention deshalb auf der Strecke bleibt: Einer aktuellen brancheninternen Schätzung zufolge wurden in Deutschland überhaupt erst höchstens 25 Prozent der vorliegenden Gesundheitsdaten so aufgearbeitet, dass sie digital genutzt werden können. In Großbritannien oder den skandinavischen Ländern werden dagegen Werte von bis zu 90 Prozent erzielt.
Bezeichnend ist darüber hinaus, dass bis heute noch immer keine digitale Variante des Impfpasses oder eines Entlassbriefes vorliegt. Während wir unser Onlinebanking ganz selbstverständlich vom Smartphone aus durchführen, stellt ein verlorener Impfpass noch immer ein ernstliches Problem dar – ein unhaltbarer Zustand, der uns und unserer Gesundheitsversorgung eigentlich nicht gerecht werden sollte.
Quellen:
https://pharma-fakten.de/news/aus-gesundheitsdaten-medizinischen-fortschritt-machen/