KMUs haben es im Zuge der Digitalisierung nicht immer leicht. Abseits der individuellen Investitionsfähigkeit bestehen noch immer zahlreiche Hürden wie mangelndes fachliches Know-how oder eine unzureichende Vernetzung und damit mangelhafter Zugang zu digitalen Technologien und Services. Umstände, mit denen Brüssel nun Schluss möchte: Die Europäische Kommission begründete sogenannte European Digital Innovation Hubs (EDIHs), welche nun im zweiten Jahresquartal erstmals ihre Arbeit aufnehmen sollen.
Zunächst 14 bis 28 EDIHs für ausgewählte deutsche Unternehmen
Die Hubs sind Teil des flächendeckenden Förderprogramms „Digitales Europa“ und sollen insbesondere KMUs sowie den öffentlichen Sektor bei der digitalen Transformation unterstützen. Sie stellen Non-Profit-Organisationen (NPOs) dar und sollen inhaltlich vor allem die Bereiche High Performance Computing, KI, Cybersicherheit sowie den „Aufbau tiefergehender Digitalisierungskompetenzen“ abdecken – so die aktuelle Info seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Praktisch bedeutet dies vor allem auch einen verbesserten Zugang zu technischem Fachwissen und Versuchslaboren sowie die Durchführung von Beratung und Schulungen.
Unternehmen, die unterstützt werden sollen, wurden zuvor mit Hilfe eines zweistufigen Verfahrens ermittelt, bei der nach einer nationalen Vorauswahl anschließend die Europäische Kommission unter Einbeziehung der Mitgliedstaaten die finale Auswahl traf.
Wenn Brüssel Gas gibt… zieht Berlin die Handbremse
Kritik und Zweifel gibt es indes aus Düsseldorf. Der Deutsche Mittelstandsbund (DMB) sieht in den aktuellen digitalpolitischen Entwicklungen dunkle Wolken am Horizont aufziehen: „Die Ampelregierung ist im vergangenen Herbst mit einem ambitionierten Koalitionsvertrag angetreten und wollte einen umfassenden digitalen Aufbruch wagen. Nun haben wir sieben lange Monate darauf warten müssen, um zu erfahren, wie die Regierung intern die Zuständigkeiten verteilt. Unter ‚Aufbruch‘ haben wir uns etwas anderes vorgestellt“, so Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des DMB.
Betont wird aus deutscher Sicht besonders der in den letzten Jahren verlorene Boden in Sachen Digitalisierung und die daraus resultierende Notwendigkeit, ab sofort wesentlich schneller Handlungsfähig zu werden, als bislang: „Die schleppende Digitalisierung gefährdet […] die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstandes! Deswegen brauchen wir dringend eine zeitgemäße und in sich schlüssige Digitalstrategie mit einem klaren Zielsystem.“ Funktionieren würde dies, so Tenbieg, nur mittels gebündelter Zuständigkeiten und kurzen Entscheidungswegen.
Es bleibt demnach abzuwarten, ob sich die aktuellen Entwicklungen in Brüssel und Berlin am Ende tatsächlich ergänzen können oder die EU-seitige Förderung einiger ausgewählter Unternehmen nur den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein darstellt.
Quellen:
www.de.digital/Dossier/european-digital-innovation-hubs.html
www.boerse-express.com/news/kocher-innovative-und-digitale-technologien-fuer-kmu-essentiell/