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Rückschlag für E-Health: Einzige Pilotregion stoppt E-Rezept-Rollout

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland – eine unendliche Geschichte voller Verschiebungen und Rückschläge. Berichteten wir zuletzt über mangelndes Know-how und dessen Auswirkungen auf das Digitalisierungstempo (https://businessheads.de/wir-brauchen-intensive-schulungen-digitalisierung-im-gesundheitswesen-scheitert-an-mangelndem-know-how), erreicht uns nun bereits die nächste Hiobsbotschaft: Das E-Rezept existiert derzeit paradoxerweise praktisch nur noch auf dem Papier, nachdem die einzige deutsche Pilotregion die Rollout-Reißleine zog.

 

Westfalen-Lippe setzt E-Rezept-Einführung aus

Der regionale Bundesdatenschutzbeauftragte legt sein Veto ein: Ulrich Kelber (SPD) sieht für Westfalen-Lippe ein erhöhtes Risiko von Datenmissbrauch in Apotheken. Grund dafür seien die nicht ausreichend geschützten Apotheken-Router. Erst im Zuge einer technischen Nachrüstung beziehungsweise einheitlichen Erneuerung, falle das derzeit überproportional große Datenmissbrauchsrisiko im Zuge des Rollouts weg. Als Reaktion hierauf setzte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die weitere Pilotphase der E-Rezept-Einführung mit sofortiger Wirkung aus.
Ergebnis: Das E-Rezept bleibt, abgesehen von Westfalen-Lippe, zwar offiziell bundesweit im Einsatz, findet aber faktisch kaum Verwendung. Die Pilotregion sollte genau dies ändern und für Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung sowie mediale Berichterstattung sorgen.

 

Gematik: E-Rezept soll weiterhin deutscher Standard werden

Von einem finalen Aus für das E-Rezept möchte derweil noch niemand sprechen: Die Gematik, Urheber des E-Rezepts und mehrheitlich dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt, plant weiterhin mit einer flächendeckenden Einführung des E-Rezepts in 2023 und der Etablierung als Standardverfahren in 2025 und möchte das weitere Vorgehen im Rahmen ihrer nächsten Versammlungen abstimmen. Dass diese Fristen jedoch kaum zu halten sind, wird auch den Gematik-Entscheidern bereits klar sein: Nur ein verschwindend geringer Anteil der Deutschen forderte bislang bei ihren Kranenkassen den Zugang zur notwendigen App an und nur 525.000 Digitalverschreibungen wurden bislang eingelöst – bei einem deutschen Gesamtverschreibungsvolumen von etwa 500 Millionen während des gleichen Zeitraums.

 

Quellen:

www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/avwl-und-e-rezept-enthusiasten-bedauern-weitere-verzoegerung
www.stern.de/digital/einzige-e-rezept-pilotregion-legt-vorhaben-auf-eis.html