Beim Stichwort Digitalisierung im Gesundheitswesen fallen einem zunächst wohl Begriffe wie das E-Rezept und die E-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ein – staatlich konzipierte regulatorische Maßnahmen also, die aufgrund ihrer langwierigen Rolloutprozesse mittlerweile einen mehr als zweifelhaften Ruf genießen. Doch im Schatten dieser stockenden Entwicklungen hat sich innerhalb der deutschen Ärzteschaft mittlerweile ein gestärktes Bewusstsein zugunsten digitaler Maßnahmen herausgebildet, welche auf freiweilliger Basis fußen und so den Arbeitsalltag erleichtern sollen.
Deutsche Zahnärzte: Offen für eigenverantwortliche digitale Neuerungen
Das PKV Institut (Schwerpunkt: digitale Fort- und Weiterbildung medizinischer Fachangestellter) befragte im Rahmen einer aktuellen Onlineumfrage deutsche Arzt- und Zahnarztpraxen hinsichtlich ihres Digitalisierungsstands. Überraschenderweise schnitten hier besonders diejenigen digitalen Lösungen gut oder sehr gut ab, die die Praxis ganz ohne staatliche Bevormundung für ihre Zwecke auswählen und implementieren kann: Rund 44% der deutschen Praxen nutzen bereits digitale Weiterbildungsangebote, wohingegen 32% der Praxen ihren Patienten ein Onlinesystem für Terminbuchungen zur Verfügung stellen. Weitere 17% betreiben zur Zeit bereits ein digitales Telefonassistenzsystem.
„Neuerungen bedeuten zwar erstmal Mehraufwand und kosten Zeit, aber wenn Digitalisierungsmaßnahmen dauerhaft Zeit sparen, überzeugen sie selbst die größten Skeptiker im Team“, so die Bewertung der aktuellen Zahlen durch Iris Schluckebier (Expertin für Qualitätsmanagement beim PKV Institut). Wichtig sei allerdings, nichts zu überstürzen und die digitalen Neuanschaffungen präzise mit schon bestehender IT-Infrastruktur abzugleichen: „Digitalisierung darf nicht aufgezwungen werden. Tools müssen zur Praxissoftware und zu den eigenen Prozessen und Strukturen passen“, so die Expertin.
Rote Karte für regulatorische Maßnahmen: Mehraufwand statt Arbeitserleichterung
Beweise dafür, dass auch in Deutschland ein gesunder Wille zur Digitalisierung herrscht, sind nun also zahlreich erbracht. Doch leider können die staatlich konzipierten digitalen Maßnahmen für Arzt- und Zahnarztpraxen bislang nicht davon profitieren – zu hoch sind noch immer die ministerialen Hürden, zu schlecht oft die praktische Umsetzung der Anwendungen sowie der Datenübertragung: „Wir geben unseren Patienten nach wie vor die gelben Zettel mit und empfehlen, diese zur Sicherheit per Post an die Krankenversicherung zu schicken. Denn ob die eAU auch angekommen ist, […] können wir manchmal gar nicht zu 100% sagen – da fehlt einfach die Rückkopplung. Wir haben mehr Aufwand durch die eAU, nicht weniger“, so etwa die medizinische Fachangestellte Karola Bommer.
Quelle:
https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/umfrage-zeigt-herausforderungen-fur-arzt-und-zahnarztpraxen