Mehr als 900 Bundesbehörden und fast 11.000 Kommunen sind in Deutschland aktuell in Verwaltungsaufgaben involviert – Aufgaben, die allesamt auch auf Datenaustausch basieren. Dass dieser Datenaustausch noch immer größtenteils mindestens teilanalog vonstatten geht, ist die traurige Wahrheit, über welche wir an dieser Stelle schon häufiger berichtet haben. Und obwohl die deutsche Digitalbranche auch in 2022 insgesamt der Rezession trotzen konnte und branchenübergreifend ein Umsatzplus von 3,8 Prozent erzielte, warnen Experten weiter vor der anhaltenden Stagnation im behördlichen Umfeld, welches sich vom Covid-induzierten Digitalisierungsschub scheinbar so gar nicht beeindrucken lässt.
Das Warten auf den „großen Knall“
Nun meldet sich der Digitalverband Bitkom zu Wort und veröffentlicht neue Umsatzwerte für das abgelaufene Kalenderjahr. Wie gesagt: Insgesamt sind die Zahlen zufriedenstellend; die deutschen Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik können einen Rekordgewinn von 203,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Doch interessanter als die nackten Zahlen sind die Äußerungen, die von Bitkom-Präsident Achim Berg stammen und parallel zu den Zahlen veröffentlicht wurden. Vom „Bürokratisierungs-Infarkt“ ist da die Rede – und vom Warten und Hoffen auf einen „großen Knall“, auf die „digitalpolitische Zeitenwende“.
Deutliche Worte, die so gar nicht zu den veröffentlichten Statistiken aus der freien Wirtschaft passen wollen.
Diskrepanz zwischen Verwaltung und freiem Markt wächst weiter
Die Kritik trifft vor allem die Ampelregierung und ihre im August kommunizierte bundesweite Digitalstrategie. Es werde „ein bisschen Veränderung hier und ein bisschen Veränderung dort“ betrieben; uneinheitlich und in der Umsetzung selten zusammenhängend. Im Großen betrachtet sei bislang jedoch praktisch „nichts passiert“, was die ursprüngliche IT-Agenda auch nur ansatzweise der Lebensrealität der Bevölkerung näher gebracht hätte.
Doch kritisieren alleine hilft selten weiter – und so hat Berg auch einen praktischen Vorschlag, den er gerne umgesetzt sehen würde: Eine bundesweite nutzbare digitale ID, die Behördengänge mit Daten der öffentlichen Hand und der Industrie verknüpfen würde, gewissermaßen also ein universeller digitaler Fingerabdruck, den Verbraucher selbstbestimmt zu ihrem eigenen Vorteil einsetzen können: „Was ich mir wünsche, ist nicht nur, dass ich mich über eine digitale ID authentifizieren kann, sondern dass ich auch meinen Führerschein, Personalausweis und all das auf meinem Handy transportiere oder mit in meiner Wallet habe“, so Berg in einem aktuellen ntv-Podcast.
Quellen:
www.n-tv.de/wirtschaft/Brauchen-grossen-Knall-um-Buerokratie-zu-loesen/
www.krankenhaus-it.de/item.2182/index.php