Rund ein Drittel aller deutschen Kliniken schreiben rote Zahlen, wobei in 13% der Fälle sogar eine erhöhte Insolvenzgefahr besteht — Zahlen, die der aktuelle “Krankenhaus Rating Report” ans Licht bringt. Staatliche Ausgleichszahlungen können die Einnahmeausfälle derzeit zwar noch weitestgehend ausgleichen, aber dieses Vorgehen ist selbstredend keine zukunftsfähige Dauerlösung. Beachtlich ist, dass die Corona-Pandemie diese Situation dabei nur bedingt beeinflusst hat; der Trend zur roten Zahl bestand unabhängig hiervon schon zuvor.
Es bedarf also derzeit dringender denn je Lösungen, die es Krankenhäusern und Kliniken ermöglicht, künftig Kosten einzusparen, ohne dass dabei Behandlungsqualität, Patientenservice und die generelle Leistungsfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Digitalisierung bietet hierzu zahlreiche Möglichkeiten, welche sich grundsätzlich in zwei Hauptströmungen einordnen lassen. Bei vollumfassender Konzeptionierung und Implementierung verstärken diese sich idealerweise gegenseitig zu einem synergetischen Digitalisierungskreislauf.
Gebäudeautomation und -management: steigende Qualität, höhere Effizienz
Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Hygiene sind die drei Hardskill-Grundpfeiler des Krankenhausbetriebs — mit ihnen steigen und fallen die adäquate Versorgung der Patienten sowie die generellen Arbeitsbedingungen der Ärzte und weiteren Mitarbeiter.
Unabhängig davon, auf welchem Wege man letztlich Kosten einsparen möchte: Eine Wirtschaftlichkeitsoptimierung sollte sich keinesfalls nur als Folge bloßen Wegrationalisierens einstellen. Vielmehr sollten bestehende Prozesse hinterfragt, optimiert und wenn nötig neu gedacht werden, um so eine gleichbleibende oder gar gesteigerte Qualität unter effizienteren Finanzierungs- und Realisierungsbedingungen zu ermöglichen.
Ein zeitgemäßes digitales Gebäudemanagementsystem dient der Visualisierung, Bedienung und Überwachung einer “betriebstechnischen Anlage” (in diesem Fall: Klinik bzw. Krankenhaus). Grundsätzlich werden dabei alle Gebäude(teile) sowie dazugehörige Flächen als Einheit betrachtet, um durch Interaktion und -konnektivität aller Anlagenteile eine möglichst große Effizienzsteigerung zu realisieren: “Durch den Einsatz von Gebäudeautomation / Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR-Technik) sind im Gebäudebetrieb erhebliche Einsparungen von 30% realistisch (ohne Komfortverlust und auch ohne Veränderungen an der Gebäudehülle). Dazu wird die Energieeffizienz von Anlagen und die Effizienz der Energienutzung kontinuierlich beobachtet (Energie-Monitoring) und zielgerichtet erhöht”, so die GFR (Gesellschaft für Regelungstechnik und Energieeinsparung mbH), ein Teilunternehmen von Bosch Energy and Building Solutions.
Abkehr vom Datensilo: umfassende Vernetzung zugunsten von Patienten und Versorgern
Stellt die Gebäudeautomation nebst dazugehörigem Management ein probates Mittel für Einsparungen bei gleichbleibender Patientenerfahrung dar, so kann die Versorgungsqualität auf anderem Wege optimiert und dauerhaft sichergestellt werden. Anstatt Patientendaten unabhängig voneinander lokal zu verwalten, würde eine zentralisierte intersektorale Vernetzung von Kliniken, Krankenhäusern, Praxen und Apotheken Abläufe beschleunigen und gleichzeitig als zusätzliches Tool zur Qualitätssicherung beitragen. Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) setzt mit seinen Fördermaßnahmen unter anderem genau hier an, um dem deutschen Gesundheitswesen endlich einen Digitalisierungsschub zu verpassen. In den USA ist der Begriff des “Population Health Managements”, also die Nutzung von Patientendaten über die gesamte Bevölkerung hinweg zwecks Verbesserung klinischer und finanzieller Ergebnisse, bereits längst ein geläufiger Begriff.
Eine Interoperabilitätsplattform (bspw. mit Zugriff via eines Web-Clients) bietet den einzelnen Versorgern Zugang zum Datenpool. Das langfristige Ziel ist hierbei, dass auch Patienten selbst freiwillig Daten (bspw. die eigene aktuelle Medikation, aber auch Blutdruckwerte uvm.) einspeisen, mit Hilfe derer Ärzte ihre jeweilige Diagnose unterfüttern, aber auch eine Unter- bzw. Überversorgung ihrer Patienten vermeiden können.
Für eine nochmals spürbare Serviceoptimierung auf Patienten- sowie Organisationseffizienzsteigerung auf Versorgerseite ist letztlich noch die Anbindung an ein Patientenportal sinnvoll. Über eine standardisierte Schnittstellenanbindung an das Krankenhausinformationssystem (KIS) kann die elektronische Patientenakte (EPA) zentral beidseitig gepflegt und genutzt werden. Eine KI (“digitaler Mitarbeiter”), welche sich durch Machine Learning konstant autonom weiterentwickelt und mit einem attraktiven Gamificationansatz ausgestattet ist, führt den Patienten durch die verschiedenen Eingabemasken und erleichtert die Bedienung, welche weiterhin mehrsprachig ausgelegt ist. Zuletzt ist auch hier die Datenhaltung mittels einer in Deutschland gehosteten Cloudlösung zentralisiert, was u.a. eine vollständige DSGVO- sowie IT-Sicherheitsgesetz 2.0-konformität garantiert.
Es wird letztlich klar, dass Einsparungen keineswegs mit einem Service- oder gar Versorgungsschwund einhergehen müssen. Vielmehr müssen nur die beiden Hauptströmungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Verbund wahrgenommen werden, um auf diese Weise das Beste aus beiden Bereichen zu kumulieren. Eine Aufgabe, für die das KHZG derzeit einen verstärkten Anreiz schafft, welcher auf Versorgerseite hoffentlich entsprechend angenommen werden wird.
Quellen:
https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/jedes-dritte-krankenhaus-schreibt-rote-zahlen-15284/