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ChatGPT und disruptive KI-Entwicklung: Gerät Deutschland immer mehr ins Hintertreffen?

Schon seit Jahren ist es zum großen Problem des Standorts Deutschland (und weitestgehend auch Europas) geworden, dass wir bei Themen wie Suchmaschinen, Social Media oder der Cloudifizierung sehr stark von amerikanischen oder auch chinesischen Anbietern abhängig sind. Neu erstellte und dann teilweise doch wieder einkassierte Datenschutzabkommen zwischen Deutschland und den USA sind nur eines der Symptome dieser Entwicklung. Die Folge: Unser tägliches Business kommt überhaupt nicht mehr ohne eine Vielzahl von Fremdanbietern aus, bei denen die DSGVO-Einhaltung oft nur eines von mehreren grundlegenden Problematiken ist (Stichworte: China und Spionage). Und nun scheint es, haben wir auch schon die nächste Basistechnologie verschlafen, welche nun aus den USA über uns hereinbricht.

 

Deutsche Digitalwirtschaft liegt 1,5 Jahre zurück – Tendenz: steigend

Die Rede ist natürlich vom derzeit für furore sorgenden Chatbot ChatGPT des amerikanischen Herstellers OpenAI. Nachdem sich binnen weniger Tage mehr als eine Millionen User weltweit registriert hatten, um das KI-basierte Programm zu testen, stoppte OpenAI kurzerhand die Neuanmeldemöglichkeit, da täglich Millionensummen für Rechenleistung verschlungen wurden. Und dennoch ist der Publicity-Stunt natürlich vollends geglückt und kann das Unternehmen im Grunde investieren, wie es möchte: Aufgrund der deutlich geringeren Energiepreise in den Staaten und dem Backing des Silicon Valley, ist für OpenAI vieles möglich, wovon deutsche Anbieter wie bspw. Aleph Alpha nur träumen können.

 

Einsatzmöglichkeiten von KI-basierten Chatbots nahezu unerschöpflich

Und dennoch könnte man jetzt sagen: Wo liegt da für uns in Europa das Problem, wenn Schüler nun ihre Hausaufgaben mittels ChatGPT erledigen (selbstredend zu Ungunsten ihrer eigenen Bildung) und Millionen Menschen rund um die Welt ihre mal mehr und mal weniger gewinnbringenden Fragen an eine KI richten? Die Antwort klingt womöglich ein wenig bedrohlich: ChatGPT 3.5 (und die nochmals verbesserte Version 4 wird bald folgen) ist dermaßen disruptiv, dass die genauen Einsatzgebiete im Grunde noch gar nicht abschließend genannt werden können, da die Chancen momentan schlicht so faszinierend scheinen, dass noch gar nicht alle Use-Cases erstellt wurden. Klar ist wohl, dass zukünftig auch Aufgaben im Büro- und Geschäftsleben durch ChatGPT ergänzt werden. Und damit haben wir in Deutschland auch aus wirtschaftlicher Sicht eben doch wieder eine Basistechnologie weitestgehend verschlafen.

 

Innovationshemmung made in Germany

Aufholen können wir den Rückstand hinsichtlich KI-basierten Anwendungen wohl nur schwerlich: Abgesehen von den schon genannten Faktoren dominiert in Deutschland auch weiterhin eine starke Innovationshemmung, die durch sehr ausgeprägte und manchmal schlichtweg starre regulatorische Datenschutzrichtlinien noch zusätzlich untermauert wird. (Zusätzliches Problem: KI-Systeme lernen am besten in recht unregulatorischen Umfeldern, in denen Inhalte nicht allzu strikt inhabergeschützt daherkommen.)

Hinzu kommt aus der Außenperspektive auch der schwindende Ruf Deutschlands als Wirtschaftsstandort. Nur noch etwas mehr als ein Drittel aller befragten US-Unternehmen bewerten Deutschland als „sehr guten“ oder „guten“ Industriestandort (34%). Zum Vergleich: Das „Transatlantic Business Barometer“ ermittelte für die beiden Vorjahre 2022 und 2021 noch Werte von 59 respektive 63 Prozent! Die Gründe für dieses starke Downgrading liegen aber nicht nur in den Energiekosten oder den horrenden derzeitigen US-Förderprogrammen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft begründet: „US-Unternehmen kritisieren seit Jahren […] die schleppende Digitalisierung in Deutschland“, so ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Reaktion auf die Umfrageergebnisse.
Doch unsere Schwächen scheinen letztlich wohl auch unsere Stärken zu sein, womit sich der Kreis gewissermaßen schließen würde: Amerikanische Unternehmen begrüßen in Deutschland neben der starken Forschung ausgerechnet die augeprägte regulatorische Sicherheit sowie Struktur…

Quellen:
www.it-daily.net/digitalisierung/chatgpt-verweist-deutschlands-digitalwirtschaft-auf-seinen-platz
www.merkur.de/wirtschaft/nur-wenige-us-firmen-geben-standort-deutschland-gute-noten.html